Montag, 16. Februar 2015
Tödliche Zugunfälle
Mir fällt bei der Lektüre der Nachrichten in diesen Tagen auf, dass es gerade eine extreme Häufung von Zugunfällen gibt.

Was sie alle gemeinsam haben: Fast immer sind es Teenager und fast immer enden sie tödlich.

So hat es vor ein paar Tagen ein 16-jähriges Mädel in Kelkheim erwischt. In München ist eine 18-jährige erfasst wurden, - was nichteinmal sofort bemerkt wurde -, in Essen ein 21-jähriger der einen Taxifahrer prellen wollte, - in Hannover eine 19-jährige die mit dem Rad unterwegs war, - im Landkreis Eggenfelden ist es ein 17-jähriger der wohl die Gleise für den Heimweg benutzte und hier noch eine junge Frau, bei der man nichtmal überhaupt richtig weiss, was passiert ist. Immerhin konnte in Augsburg eine 18-jährige gerade noch gerettet werden - wenngleich auch im selben Artikel noch erwähnt wird, dass in München ein 31-jähriger bei einem gescheiterten Rettungsversuch schwer verletzt wurde.

Das waren jetzt wahrscheinlich nichtmal alle Zugunfälle der letzten Tage, - nur welche mir in Erinnerung geblieben sind. Wie man den Meldungen entnehmen kann scheint in einigen Fällen Alkohol eine Rolle gespielt zu haben, - ist ja auch Fasching. Sicherlich unterschätzt man das Risiko einfach auch gern, wenn man als Fussgänger unterwegs ist.
So wie es generell gar nicht so einfach ist, abstrakte Gefahren richtig einzuschätzen - es sterben wohl in Deutschland u.a. jedes Jahr 300 Menschen, weil sie Teile von Kugelschreibern verschlucken und daran ersticken, - dass dürften deutlich mehr sein als bei Flugzeugabstürzen. Und die meissten tödlichen Unfälle passieren sowieso im Haushalt. Trotzdem sollte man den Verkehr natürlich nicht aus den Augen verlieren, denn auch wenn man sich nur bedingt aussuchen kann wie und wann man stirbt - so ein bisschen Einfluss hat man doch drauf.

Nachtrag #1, Nachtrag #2



Donnerstag, 12. Februar 2015
Trolle, Fjorde, Spam & Meinungsfreiheit #1
Oder: "Wer Jude ist, bestimme ich!" - zugeschrieben: Hermann Göring

Warum dieses Zitat? Nunja, es trifft die Sache recht gut. Es heisst zwar immer, es gäbe Meinungsfreiheit und das wäre eines der höchsten Güter ... aber, es kommt drauf an wie die Juristen so schön sagen. Und so wie es mit der Juristerei ist, so ist auch mit der Meinungsfreiheit. Beides ist vom Ort und/oder der Zeit abhängig, je nachdem *wann* man *wo* ist, ändert sich das.

Zwei kurze Beispiele: Ende 1944 hat man in Deutschland etwas ganz Anderes unter Meinungsfreiheit verstanden als Anfang 1946 - und in Syrien versteht man derzeit etwas ganz Anderes als in den USA darunter.

In Deutschland ist es zur Zeit so:
Es gibt Meinungsfreiheit, aber mit ner Menge Ausnahmen:

- Beleidigung
- üble Nachrede
- Volksverhetzung
- Holocaustleugnung

... um mal ein paar zu nennen. Und dann gibts auch noch eine Reihe von Dingen, die man zwar sagen dürfte aber die man eigentlich nicht sagt - pietätloses Zeug, sexuelle Anspielungen oder Frechheiten, Unhöflichkeiten. Was sowas genau ist - auch das differiert natürlich wieder von Zeit und Örtlichkeit, und hängt zudem von der Form der Darbietung ab: Wenn etwas als Parodie oder Satire gekennzeichnet ist, ändert sich so Einiges - aber auch nicht immer bzw. unbedingt (werd ich später mal noch erklären).

Man könnte es auch so zusammenfassen: Meinungsfreiheit ist gekoppelt an juristische und moralische Vorstellungen.

Moralische Vorstellungen? Naja - gibt es noch Dinge, die zwar absolut von der Meinungsfreiheit gedeckt sind aber manchen Leuten einfach nicht in den Kram passen. Eventuell sowas wie "Hundefleisch zu essen ist prinzipiell auch nicht verwerflicher, als Rindfleisch oder Hähnchen zu essen" zu einem Veganer zu sagen. Bis zu einer Begründung kommt es dann meisst nicht mehr, weil das Gespräch abgebrochen wird. Auch wenn man gar nicht vorhat, Hundefleisch zu essen: Wer Mettigel auf der Vegetarierkonfernz verteilt, der fliegt eben raus. Kann man machen, allerdings führt das dazu dass man weiter in seiner eigenen Realität verbleibt - aber genau das ist dann in diesen Fällen auch der Punkt:

Es lebe die eigene heile Welt.
Wenn nicht über Mettigel gesprochen wird und man keine sieht, dann sind sie auch nicht da.



Freitag, 6. Februar 2015
"Isdal Woman" - eine moderne Sage?
Nachdem mich 2 interessante Artikel zu dem Thema neugierig gemacht hatten ... habe ich versucht ein bisschen zu recherchieren und will mal zusammenfassen, was ich gefunden habe - und was nicht.

Bei wikipedia wird Bezug auf ein Buch genommen ... welches aber ein Roman zu sein scheint. Via google-translate erfährt man - etwas holprig zwar - Folgendes:

[...] Sowohl NCIS, POT, militärischen und Botschaften, Interpol, der Geheimdienst und die CIA in den Fall verwickelt. [...] Der Roman basiert auf dokumentarischem Material aus der Untersuchung und Interviews mit Polizisten und andere, die den Fall gefolgt basiert, ist Teilen der Untersuchungsdaten identisch [...] Die Ereignisse werden in der dramatischen weltpolitischen Bedingungen, die zu der Zeit zwischen Ost und West entfaltet gesetzt.

Schwierig also, einzuschätzen was davon Dichtung ist und/oder Wahrheit - ich vermute, dass die Dichtung überwiegt. Womöglich sogar stark. Das Buch scheint jedenfalls nicht sehr verbreitet zu sein. 2002 ist es erschienen und wer versucht etwas im Internet zu "Isdalskvinnen" oder "Isdal Woman" vor diesem Datum zu finden - der findet sogut wie nichts.

Isdal Frau bezeichnet eine [Frau] die 1970 am Eingang zum Death Valley gefunden wurde. Die Frau wurde nie identifiziert und es wurde auch nie festgestellt wurde ob sich um Mord oder Selbstmord handelte.

Auch "død kvinne 1970" ("tote Frau 1970") oä. bringt nicht mehr zutage - zum Vergleich: Sucht man bei google zB. nach "Uwe Barschel" vor 2002 - man findet massenhaft Material. Weitere Quellenangaben bei wikipedia verweisen auf nur 2 verschiedene Printmedien und sind auf ihren Inhalt hin nicht überprüfbar. Die ersten 9 sind alle im Dezember 1970 in der "Verdens Gang" erschienen, bei der es sich um ein norwegisches Boulevard-Blatt - vergleichbar mit der BILD-Zeitung handelt. Die nächsten Quellen sind dann von 1995 - wahrscheinlich deshalb, weil in Norwegen nach 25 Jahren nicht weiter ermittelt wird. Und die nächsten Quellen dann sind von 2002 - als das Buch veröffentlicht wurde. Keine einzige Quellenangabe zwischen 1971 und 1995, - noch schlimmer in der englischen Version des Artikels - dort gibt es nur klägliche 5 Quellenangaben - alle nach 2002 entstanden.

Es gibt mir auch zu denken, warum es die Notizen aus dem Eingangsartikel nicht als Faksimile gibt ... diese lassen sich zwar teilweise in Einklang zu den Aufenthaltsorten - die angeblich ermittelt wurden - bringen (als Quelle für diese Liste wird im norwegischen wikipedia-Artikel "A-magasinet, 19. november 2010" genannt, wieder nichts was man einfach so prüfen könnte). Aber da das Transkript der Notizen ja direkt vom Romanautor kommt - kann das Alles und Nichts bedeuten.

Jedenfalls ist die Geschichte sehr dünn - das Einzige, was sich prüfen lässt: Es hat mal Zeitungsartikel über eine unbekannte Frauenleiche gegeben ...



Gross genug, um ihre Existenz zu belegen aber zu klein um ihren Inhalt zu ergründen. Was nicht heissen muss, dass es so wie beschrieben nicht stattgefunden haben kann - nur überprüfen lässt es sich nicht. Wenn es sich wirklich um einen der mysteriösesten norwegischen Kriminalfälle handelt - bei dem sogar Interpol ermittelt haben soll - würde man einfach erwarten, dass man mehr Greifbares dazu findet - auch wenn es schon lange her ist.

In dem Zusammenhang ist übrigens oft von Ähnlichkeiten zum Fall des Somerton-Mann die Rede. Aber wenn man genauer hinsieht, ist dort Alles ganz anders - vor allen Dingen was die Quellenlage anbetrifft. So gibt es dort u.a. ein Photo des Toten, ein Faksimile seiner cryptischen Notizen und ein Photo seines Grabes und Originaldokumente von 1948 (!) - um mal nur ein paar Beispiele zu nennen.

Meine Vermutung: Die "Verdens Gang" hat das Ganze 1970 ziemlich aufgebauscht und wild spekuliert, 1995 ist der Buchautor dann durch die erneuten Artikel über das Thema gestolpert und hat einen Roman draus gemacht. Und alles was später veröffentlicht wurde, bezog sich dann auf das Buch ohne die Fakten nochmal zu überprüfen.

Auch inhaltlich findet sich an der Story so manch Merkwürdiges: So soll die Leiche Ende November 1970 gefunden worden sein - die Beisetzung aber erst Anfang Februar 1971 stattgefunden haben. Ein Photo auf dem die Beerdigung zu sehen sein soll zeigt einen - subjektiv betrachtet - hochwertigen Sarg, ein würdevolles Begräbnis - die Bestattung erfolgte dann aber in einem anonymen Grab, nichtmal ein Holzkreuz? Das Photo soll laut dem Artikel sechs Polizisten zeigen, die den Sarg tragen - die Photos seien angefertigt worden für Verwandte, falls man später noch welche finden sollte. Aber kein Grabstein, nichtmal ein Holzkreuz? Der örtliche Zeichner der Phantombilder Audun Hetland hat hauptsächlich Karrikaturen gefertigt, wie eine kurze Bildersuche zeigt. Hätte Interpol nicht später neuere, detailliertere Phantombilder zeichnen lassen für eine internationale Fahndung?

Nun gut, das liese sich noch endlos so fortsetzen - alles in Allem:
Ich bin das Gegenteil von "überzeugt", dass die Geschichte "drumrum" so stimmt. Könnte aber gut sein, dass sich der Buchautor vom Somerton-Mann hat inspirieren lassen (kurz vorm Tod Gepäckstück in Schliessfach deponiert, keine Schildchen in den Kleidungsstücken, "mysteriöse" codierte Notizen ...). Es gibt übrigens noch ein Phantombild welches wohl 2002 oder 2003 der Comiczeichner Mike Collins gefertigt hat. Hübsch ist es ja.